Dieser erste Livestream des Rates der Stadt Melle ist das Ergebnis eines langen Engagements der UWG Melle. „Livestreams sind“, so Matthias Pietsch (rechts) und Falk Landmeyer, die beiden UWG-Mitglieder im Rat der Stadt Melle, „ein großer Gewinn in Sachen Bürgernähe, Bürgerbeteiligung, Transparenz und Barrierefreiheit.“
Warum? Dazu teilte die Verwaltung am Montag und damit zwei Tage vor der Stadtratssitzun in einer Mail an die Fraktionsvorsitzenden mit: “ Da aus den Reihen der Ratsmitglieder Bedenken hinsichtlich der datenschutzrelevanten Belange des Übertragungsweges, insbesondere der Plattform YouTube, geäußert wurden, muss von der Übertragung der Ratssitzung am 05.07.2023 per Livestream abgesehen werden. Leider lässt sich auch die alternativ von unserem Datenschutzbeauftragten empfohlene Übertragung (Peer Tube) aus IT-Sicherheitsgründen nicht kurzfristig realisieren, so dass mit weiteren technischen externen Lösungen erst eine Sitzungsübertragung im Oktober in Aussicht gestellt werden kann. Hierzu wird auch in der morgigen VA-Sitzung berichtet werden.“
Wir als UWG Melle bedauern diese Absage sehr. Per YouTube wird übrigens auch der einstimmig beschlossene Kreistags-Livestream übertragen. Weil unser Informationsstand derzeit nur aus den wenigen Absage-Zeilen besteht, werden wir uns erst nach der Stadtratssitzung zur Entwicklung und zum Stand der Dinge äußern.
Nach mehreren UWG-Anläufen ist es am 5. Juli erstmalig so weit: Die Sitzung des Rates der Stadt Melle wird per Livestream übertragen. Für die UWG Melle und ihre beiden Mitglieder im Meller Stadtrat, Matthias Pietsch und Falk Landmeyer, ist der Erfolg der UWG-Livestream-Initiativen ein großer Gewinn in Sachen Bürgernähe, Bürgerbeteiligung, Transparenz und Barrierefreiheit. Der Link zum Livestream:https://youtube.com/@stadt-melle
„Wir freuen uns sehr darüber“, so Matthias Pietsch, „dass in der Ratssitzung am 22. März mit einer Mehrheit von 27 der 39 abgegebenen Stimmen Livestream-Übertragungen des Rates der Stadt Melle beschlossen wurden. Damit hat sich unser beharrliches Werben für Livestreams im dritten Anlauf endlich ausgezahlt.“
„An einer Ratssitzung teilzunehmen, ohne vor Ort sein zu müssen, das ist unseres Erachtens nicht weniger als die moderne Variante des Gebots, dass Politik in der Demokratie eine öffentliche Angelegenheit ist. Kommunales Handel muss transparent sein, und wir sind auch gehalten – Stichwort Barrierefreiheit – allen Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu Ratssitzungen zu ermöglichen. Per Livestream können z. B. auch Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, das politische Geschehen in ihrer Stadt verfolgen.“
„Wir als UWG Melle wünschen uns für den ersten Livestream am 5. Juli eine rege Beteiligung unserer Bürgerinnen und Bürger“, so Matthias Pietsch weiter. „Anders als im Kreistag, wo der Start von Livestreams im März 2022 einstimmig beschlossen wurde, gab es im Rat der Stadt Melle jedoch 6 Gegenstimmen aus den Reihen von Bündnis90/Die Grünen und Vorbehalte auf Seiten der FDP-Vertreter, die nicht zustimmen mochten und sich enthielten.“
Wie wird die erste per Livestream übertragene Sitzung verlaufen? „Wir hoffen“, so Falk Landmeyer, „nicht nur auf eine rege Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, sondern auch auf eine rege Beteiligung unserer Ratskolleginnen und -kollegen.
Zu den vereinbarten Konditionen gehört, dass jedes Mitglied des Rates das Recht hat, die Übertragung seines Redebeitrages abzulehnen. In der Ratssitzung im März hinterfragte der Vorsitzende der Fraktion der Grünen, ob die Einführung eines Livestreams überhaupt sinnvoll sei, weil wahrscheinlich einige Ratsmitglieder grundsätzlich der Übertragung ihres Redebeitrags widersprechen würden. Und von der FDP war zu hören, man wisse noch nicht, wie sich die Fraktion bei den Redebeiträgen verhalten werde.“
„Das Recht, die Übertragung des Redebeitrags abzulehnen, ist selbstverständlich zu respektieren“, unterstreicht Falk Landmeyer. „Ich frage mich jedoch, warum Livestream-Zuhörenden vorenthalten werden soll, was die Bürgerinnen und Bürger hören, die die Sitzung vor Ort verfolgen. In der Sitzung, in der der Livestream beschlossen wurde, waren z.B. etwa 20 Zuhörende vor Ort.“
„Bei einer Livestream-Übertragung könnten Redebeiträge von Mitgliedern des Rates der Stadt Melle auf US-amerikanischen Servern landen, wurde“, so Matthias Pietsch, „als Bedenken artikuliert. Angesichts der Tatsache, dass alle Parteien und Gruppierungen, die im Rat der Stadt Melle vertreten sind, soziale Medien wie z.B. Facebook nutzen, kann ich solche Bedenken allerdings nicht nachvollziehen.“
Der Wunsch von Falk Landmeyer für die Livestream-Premiere: „Ich hoffe im Interesse der Livestream-Zuschauenden, dass sie am 5. Juli eine Ratssitzung mit einer breiten Redebeteiligung erleben.“ „Diesem Wunsch meines Kollegen Falk kann ich mich nur anschließen“, so Matthias Pietsch. „27 Ratsmitglieder sagten bereits Ja zum Livestream, und bei der Premiere am 5. Juli könnte sich ja auch zeigen, dass inzwischen mehr als diese 27 Kolleginnen und Kollegen dem Livestream positiv gegenüberstehen. Livestreams sind nicht zuletzt eine Chance, das Demokratieverständnis durch Transparenz und Bürgernahe zu fördern und stärken. Wie groß der Handlungsbedarf da ist, haben in den letzten Wochen so manches AfD-Wahlergebnis und die bundesweiten AfD-Umfragewerte gezeigt.“
Bürgerbeteiligung in der „Nachbarschaft“.
In unserem Nachbarort Bad Essen wurde diese Tage einem Bürgerbegehren zugestimmt, welches das Ziel hat, den aus dem Jahr 1938 stammenden Kornspeicher am Kanal zu erhalten anstatt abzureissen.
Zuvor wurde einige Jahre lang durch die Kommune versucht einen Investor für die leerstehende Immobilie zu begeistern.
Nachdem Anfang März 2018 beschlossen wurde den alten Speicher abzureissen, formierte sich unter den Bad Essener Bürgern Widerstand gegen diese Entscheidung.
Bürger brachten ein Bürgerbegehren auf den Weg, dem vor kurzen durch die Stadt Bad Essen zugestimmt wurde.
Die Initiatoren des Begehrens müssen nun bis zum 22 Dezember diesen Jahres 1222 Unterstützerunterschriften von Wahlberechtigten Bürgern der Gemeinde vorlegen.
Gelingt das, muss die Kommune kurzfristig einen Bürgerentscheid auf den Weg bringen, um die Bürger der Stadt Bad Essen über das schicksal des alten Kornspeichers abstimmen zu lassen.
Bürgerbegehren und Bürgerentscheide sind eines der wenigen Mittel mit denen sich der Bürger zwischen den Wahlperioden direkt an Politischen Entscheidungsprozessen beteiligen kann.
Unabhängig vom Ergebnis in Bad Essen begrüsst und unterstützt die UWG-Melle solche Engagements von Bürgerinnen und Bürgern sich direkt am Politischen Prozess zu beteiligen.